Die Bürgerinitiative fragt ganz bewußt:
Gehen in Metzingen die Lichter aus,
wenn das Lager von Boss nicht kommt
oder
kann uns nur noch dieses Boss-Lager retten?
Was rechtfertigt einen so massiven Eingriff
in die Landschaft?


Die Argumente der Bürgerinitiative gegen
das Distributionszentrum auf Braike-Wangen:

Arbeitsplätze:

  1. Auf Braike-Wangen ist ein Lager für „Liegewaren“ geplant.
    Bisherige Standorte für „Liegewaren“:
    - Wendlingen (hier sind momentan deutlich weniger als 100 Mitarbeiter beschäftigt!)
    - Frickenhausen (hier sind momentan deutlich weniger als 100 Mitarbeiter beschäftigt!)

    Im Ermstal herrscht Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosenquote im Ermstal
    beträgt 2,8 % (Juli 2008).

    -> Deshalb kann die Firma Boss kaum zusätzliches Personal aus Metzingen
    beschäftigen, sondern ist auf eine Arbeitsplatzverlagerung von den
    bisherigen Standorten angewiesen!

  2. Im Gebiet Längenfeld ist ein Lager für "Hängewaren" im Bau.
    Bisherige Standorte für "Hängewaren":
    Metzingen, Markgröningen, Renningen, Viernheim

    Die Hängewaren werden am Standort Metzingen / Längenfeld nun zusammengefasst
    -> die bestehenden Arbeitsplätze bleiben in Metzingen bzw. werden erweitert!

  3. Wer garantiert die 400 Arbeitsplätze? Bis jetzt ist das nur eine Absichtserklärung!
    In dem bereits abgelehnten Standort Wendlingen war die Diskussion am Schluss bei weit weniger als 400 Arbeitsplätzen!
  4. Laut Nürtinger Zeitung verdient ein Lagerarbeiter bei Boss ca. 8,86 Euro.
  5. Ein Global-Player verändert auch schnell seinen Standort (Gewinn-Maximierung).
  6. Das Kapital des Unternehmens ist sein Produkt, nicht die angemietete Immobilie.


Standortsicherung:

  1. Der Standort Braike-Wangen ist nur 3. Wahl nach Wendlingen und Nürtingen
    (Nähe zur Autobahn).
  2. Der Mehrheitseigentümer der Hugo Boss AG ist die Firma Permira - eine
    Kapitalgesellschaft. Permira ist eine "Heuschrecke", die die Gewinn-Maximierung
    anstrebt.
  3. Manche Kapitalgesellschaften saugen ihre aufgekauften Firmen einige Jahre lang
    aus, bevor die Firmen dann in Einzelteilen wieder verkauft werden …
  4. Eine Welt-Firma verändert auch schnell ihren Standort (Gewinn-Maximierung).
    Hierbei spielen Restlaufzeiten von Leasingverträgen nur eine untergeordnete Rolle.
  5. Nicht alle Gebäude sind im Eigentum der Hugo Boss AG. Auch das neue Gebäude wäre nur gemietet - dies macht die Firma Boss flexibel (Beispiel Nokia). Aus Verträgen kann man sich freikaufen.
  6. Der Mehrheitseigner Permira hat in den letzten Monaten die komplette
    Vorstandschaft ausgetauscht.


Gewerbesteuern:

  1. Am 2. Mai 2005 verlagerte Boss seine Lizenzgeschäfte von einem Tag auf den anderen in die Schweiz.
    Damals fehlten der Stadt Metzingen beträchtliche eingeplante Steuereinnahmen.
    (siehe Jahresrückblick 2005 von OB Hauswirth). Dies wurde nur durch enorme zweistellige Umsatzsteigerungen ausgeglichen und fielen deshalb nicht mehr so auf.
    Auch nächstes Jahr sollen etliche Millionenbeträge von Permira abgeschöpft werden, so dass die Gewerbesteuern der Hugo Boss AG in Metzingen insgesamt zurückgehen dürften.
  2. Für eine Kommune sind viele kleinere Steuerzahler besser als wenig große Steuerzahler.
  3. Großunternehmen zahlen oft durch Steuertricks zeitweise keine Steuern
    (Beispiel Daimler-Chrysler).
  4. Zusätzliche Steuereinahmen in Metzingen:
    Hiervon darf die Stadt ca. 22 % für sich behalten; der Rest fließt über "ausgleichende Töpfe" an die umliegenden Gemeinden.
    (Gewerbesteuerumlage im Finanzausgleich der Gemeinden; siehe Leserbrief von
    Fraktionsvorsitzender FWV Herr Sauter v. 23.06.08)
    Deshalb äußerten sich diverse umliegende Gemeinden für die Ansiedlung von Boss auf Braike-Wangen um an den Mehrsteuereinnahmen teilzuhaben.


Wohlstandssicherung:

  1. Arbeitsplätze im Niedriglohnniveau sind nicht geeignet, den Lebensstandard unserer Region zu erhalten.
  2. . Von den angeblich 400 Arbeitsplätzen dürfte die Mehrzahl im Niedriglohnniveau liegen (8,86 Euro / Stunde).


Umwelt und Natur:

  1. Das Landschaftsbild wird nachhaltig massiv gestört:
    Das Distributionszentrum würde entscheidend höher als seine Umgebung,
    ca. 305 m lang, ca 180 m breit und meist 20 m hoch.
    (Selbst der angehäufte Lärmschutzwall Richtung Häckselplatz ist niedriger.)
    Wer beseitigt das riesige Gebäude, wenn es nicht mehr gebraucht wird?
    (Siehe Edeka Laichingen)
  2. Beeinträchtigung der Luftqualität durch Abgase:
    Das Verkehrsaufkommen von (nur) 40 LKW pro Tag ist zu hinterfragen.
    Dies wären dann (nur) 80 LKW-Bewegungen pro Tag durch die An- und Abfahrt, plus die An- und Abfahrt der Mitarbeiter.
  3. Durch die nachträglich veränderte Planung der massiven Bebauung halten wir ein
    zweites Klimagutachten durchaus für sinnvoll, zumal das Distributionszentrum durch seine Größe eine Riegelfunktion hat.
  4. Der Tiefenbachtalviadukt wurde in seiner jetzigen Höhe frei schwebend über das Tal gebaut, um die Frischluftzufuhr / Kaltluft für Metzingen zu gewährleisten.
    Teilweise Aufstauung durch das Distributionszentrum …
  5. Das Gebiet ist bisher:
    Nahrungsgebiet für Graureiher (Mäuse), Greifvögel (u. a. Rotmilan), Singvögel
    (Nahrungsquelle u. a. Würmer und Getreidereste)
    Rastplatz für durchziehende Vögel (z.B. Feldlerche, Steinschmätzer, Saatkrähe)
    Verbindung (Flugschneise): Erms / Stausee, z.B. Eisvogel; Graureiher



Moderne Industriearchitektur:

  1. Die architektonische "Textilhülle" soll in den Farben der Umwelt gehalten werden: grün.
    Wie passt sich dieses grün gehaltene Gebäude im Winter bei Schnee in die Landschaft ein?
  2. Wenn aufgrund von Sparmaßnahmen weniger Miete von der Firma Hugo Boss AG an den Gebäudeeigentümer bezahlt werden kann, dann könnte sich die aufwändige Architektur für den Gebäudeeigentümer nicht mehr rechnen. Die jetzige "Textilhülle" ist lediglich eine Absichtserklärung, die nirgends fest geschrieben ist.


Kubatur:

  1. Die Größe des geplanten Distributionszentrums passt nicht in das klein
    gegliederte Stadtbild der bisherigen bzw. umliegenden Gewerbegebiete
    und Wohngebiete in Metzingen.
    Größe: ca. 305 m lang, 180 m breit und meist 20 m hoch

  2. Das Distributionszentrum würde sich von den umliegenden Bergrücken markant
    hervorheben (siehe Navigationspunkt "Bilder vorher/nachher).


Wollen Sie, dass dieses Bauvorhaben gestoppt wird,
dann stimmen Sie mit “Ja”.

 

Gewerbegebiet:

  1. Die Stadt Metzingen ist nahezu am Ende der Siedlungspolitik: von den 3.458 ha Fläche auf der Gemarkung Metzingen waren im Jahre 2007 bereits 24,3 % Siedlungs- und Verkehrsflächen. Der Landesdurchschnitt liegt bei 13,9 %.
  2. Die freien Flächen der Gebiete "Katzensteig" und "Längenfeld" sind vergeben / verplant.
  3. Das Gewerbegebiet Braike-Wangen ist derzeit die letzte Reserve von
    Gewerbegebietsflächen für die Stadt Metzingen.
  4. Die für die nächsten 15 Jahre beim Regionalverband "Neckar-Alb" beantragten
    zusätzlichen Gewerbegebietsflächen sind noch keinesfalls genehmigt.
    Es wird sicherlich nur ein Anteil der beantragten Flächen genehmigt werden!

    Die CDU Landesregierung, Umweltverbände und schwäbischer Albverein fordern seit Jahren einen viel geringeren Flächenverbrauch! Metzingen liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt. Auch hier hat Metzingen eine Verpflichtung!
  5. Ortsansässigen Betrieben fehlt damit die Fläche für eine weitere Expansion.
    Ein weiterer Zuzug von Gewerbe ist unter diesen Umständen nicht mehr möglich.

  6. Die Stadt Metzingen hat bereits vielfältige alternative Erschließungsvarianten von
    Braike-Wangen durch eine Diplomarbeit aus dem Jahre 2005 zur Verfügung gestellt
    bekommen (auch ohne teure Brückenbauten!).
    Siehe Internetseite: http://opus.bsz-bw.de/fhnu/frontdoor.php?source_opus=702&la=de
  7. Teilung des Gewerbegebiets:
    Die Teilung des Gewerbegebietes ist durch den Gemeinderatsbeschluss am 31.07.2008 erfolgt. Alle anderen geplanten Bauvorhaben auf Braike-Wangen werden durch den Bürgerentscheid nicht behindert.


Flächenverbrauch:

  1. Der Flächenverbrauch für das Distributionszentrum ist sehr hoch:
    fast die Hälfte des Gebiets Braike-Wangen würde die Hugo Boss AG verbrauchen.
  2. In Baden-Württemberg gehen täglich 10,3 Hektar Fläche durch Zersiedelung verloren. Die Landesregierung fordert seit Jahren eine Reduzierung des Flächenverbrauchs.


Verkehr:

  1. Es scheint zweifelhaft, ob ein so großes Gebäude mit so wenig LKW-Verkehr (80 LKW Bewegungen pro Tag) betrieben werden kann.
  2. Fahren die LKW eventuell durch die Stadt Metzingen, weil dies einfach bequemer ist?
    Gleiches geschieht mit den Betonlastern der Firma Godel aus Dettingen. Sie fahren häufig auf der alten Bundesstraße durch Metzingen.


Wir sollten uns nicht irre führen lassen!
In Metzingen wurde auch vor Braike-Wangen
eine solide Finanz- und Infrastrukturpolitik
betrieben.
Die Lichter werden nicht ausgehen!


Die Bürgerinitiative setzt sich für eine Vielfalt an Gewerbe ein und lehnt auch aus diesem Grunde ein Distributionszentrum in dieser Größe auf dem Gebiet Braike-Wangen ab.

Unser Motto: "Sicherheit durch Vielfalt" - “Verantwortung für Generationen”

Wir bitten alle Bürger, diese Gedanken am Wahltag wohl abzuwägen.
Zum ersten Mal können Sie als Bürger direkt selbst entscheiden!

Bürgerinitiative Braike-Wangen
Dr. Ulrich Lorch, Martin Streicher, Inge Fritz, Horst Lang